017 3 Schritte, wie du mit unangenehmen Gefühlen besser klarkommst

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017 3 Schritte, wie du mit unangenehmen Gefühlen besser klarkommst

Leben lieben

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Folge 017 

3 Schritte, um mit unangenehmen Gefühlen besser klarzukommen

Im Folgenden möchte ich dir 3 Schritte zeigen, wie es dir gelingt, mit
unangenehmen Gefühlen klarzukommen.

Dass du das gerade liest, zeigt ja, dass du daran interessiert bist, dich selbst besser zu verstehen. Darüber bin ich sehr froh, denn sich selbst verstehen zu lernen ist ein wichtiger Schlüssel, um das eigene Leben zu lieben und liebenswert und lebenswert zu machen.
Genau das hat positive Auswirkungen auf deine Beziehungen und dein ganzes Umfeld.

Denn die andere Person kannst du nicht verändern, aber du kannst bei dir selbst gucken, dich selbst verändern und dann geschieht auch im Außen oft eine Veränderung. Wenn du dich selbst besser verstehst, bist du auch alldem was in dir geschieht, nicht hilflos ausgeliefert und bist handlungsfähig, wenn sich unangenehme Gefühle in dir breitmachen.

Ich möchte einen kleinen Exkurs in die Psychologie machen und dir davon erzählen, dass es bestimmte Basisgefühle gibt. Gefühle oder Emotionen, die durch bestimmte Gesichtsausdrücke auf der ganzen Welt erkennbar sind. Die Basisgefühle sind: Wut, Trauer, Scham, Freude, Angst, Ekel und Erstaunen. Diese Informationen habe ich einem Buch
des Psychologen Paul Ekman entnommen, der sich mit dem Thema Emotionen und ihrem Ausdruck sehr intensiv beschäftigt und dazu geforscht hat.

Die allermeisten Menschen können ihre Gefühle nicht genau benennen. Es ist eher ein diffuses Gefühl oder wird oft körperlich erlebt, wie zum Beispiel ein Unwohlsein oder Erschöpfung.

Vielleicht kennst du das auch, dass du zwar spürst, dass irgendwas los ist, es dir nicht gut geht, du dich vielleicht erschöpft oder durcheinander fühlst, etwas auf deiner Brust liegt – du aber gar nicht genau weißt, welche Emotion dahinterliegt und was überhaupt mit dir los ist. Ich erlebe das oft in meiner Praxis oder in meinem privaten Umfeld - Menschen sagen, sie seien traurig, aber sobald man tiefer
einsteigt wird klar, dass es gar keine Traurigkeit ist, sondern dass dahinter sehr viel Wut steckt. Das macht sehr deutlich, dass wir oft gar nicht wissen, was wir überhaupt fühlen und dadurch auch nicht wissen, wie wir damit zurechtkommen sollen.

Ich bin der Meinung, dass wir einen neuen Umgang mit Gefühlen brauchen. Denn ich finde sowohl das falsche Interpretieren, das Wegdrücken oder das starke Ausagieren sind alles Dinge, die ungesund auf unser System und auf unsere Beziehungen wirken.

Nun zu den 3 Schritten, wie du besser mit unangenehmen Gefühlen umgehen kannst.

Der erste Schritt ist das Wahrnehmen.

 Der
zweite Schritt ist das Spüren.

Der dritte Schritt ist das Sprechen.

Wahrnehmen, von dem was ist. Spüren, auch im Körper. Und Sprechen.

In Ihrem Buch „Die drei Quellen echten Lebensglücks“ schreibt Dami Charf etwas über die Wahrheit von Emotionen: „Gefühle sind interpretierte Körperempfindungen. Interpretationen sind erlernt und können verändert werden.“

Das meine ich auch, wenn ich sage, dass Gefühle häufig falsch interpretiert werden. Körperempfindungen werden häufig aus der Vergangenheit interpretiert und haben mit dem, was gerade stattfindet, vielleicht gar nichts zu tun.

Wahrnehmen

Wenn ich anfange mit dem ersten Schritt des Wahrnehmens, dann komme ich aus der Interpretation der Vergangenheit heraus und bin präsent im Hier und Jetzt. Ich empfinde also das, was gerade wirklich stattfindet.

Kleine Wahrnehmungserforschung im Hier und Jetzt:

Nimm dir einen Moment Zeit zum Innehalten und beobachte deine Gefühlslage, ohne sie zu bewerten. Beobachte einfach nur das, was du in dir wahrnimmst.

Das kann zum Beispiel sein: Mir tut der Rücken weh. Oder: Jetzt bemerke ich, dass ich müde bin. Oder: Ich bemerke, dass ich erschöpft bin. Nimm es nur wahr, ohne es zu bewerten.

Man kann diese Forschungsübung auch ausweiten und seine Gefühlslage einen ganzen Tag beobachten, ohne sie zu bewerten. Also nicht zu sagen: „Ich bin erschöpft, weil...“ oder „Mir tut der Rücken weh, weil...“, sondern es einfach nur als Phänomen wahrzunehmen.
Vielleicht bemerkst du dabei, dass dein Geist und deine Stimmung durch das Nicht-Bewerten klarer werden und dass Gefühle sich auch nicht mehr so schwer anfühlen, weil du ihnen irgendeine Bewertung gegeben hast.

Spüren

Dann komme ich zum zweiten Punkt, dem Spüren. Dabei ist es wichtig, erstmal innezuhalten, um überhaupt etwas spüren zu können. Unser erster Impuls bei unangenehmen Gefühlen ist ja oft, uns dagegen wehren zu wollen. In den Widerstand zu gehen und so zu tun, als wäre das Gefühl nicht da. Wir schalten um auf Flucht, Kampf oder Starre.
Daher appelliere ich an das Spüren. Das bedeutet, erstmal
innezuhalten. Dabei haben wir die Möglichkeit, neu zu schauen und zu interpretieren. Ich behaupte, dass das Innehalten und Neu-Bewerten das wichtigste ist für zwischenmenschliche Beziehungen, sodass wir
nicht im Affekt handeln, sondern neu wahrnehmen und spüren und erst dann reagieren. Es ist so, als würde man ein Stück von sich weggehen und sich von außen betrachten. Das hat zur Folge, dass man nicht so überwältigt wird von unangenehmen Gefühlen.

Kleine Forschungsübung - Der Blick des Adlers

Du kannst dir bestimmt schon denken, was das bedeutet.
Es geht nämlich um einen Perspektivwechsel. Du nimmst die Perspektive eines Adlers ein, fliegst über dir und beobachtest dich.
Mit dieser Forschung kannst du auch aus deinem Stressmodus herauskommen, indem du ein wenig Abstand nimmst und dich von oben betrachtest um zu sehen, was du denkst und wie du mit dir im Kontakt bist. Dadurch kannst du auch Abstand von dir und deinen Gefühlen bekommen, was
manchmal bei sehr starken Gefühlen sinnvoll ist, um Drama zu verhindern oder dich selbst regulieren zu können. Zu dieser Erforschung möchte ich dich gerne und auch immer wieder einladen.
Das kannst du immer wieder tun, wenn du jemand bist, der von sehr starken Emotionen geleitet wird.

Lass mich gerne wissen, wie es dir mit dieser Forschung geht, indem du einen Kommentar hinterlässt oder anders mit mir in Kontakt kommst!

Sprechen

Jetzt komme ich schon zum letzten Schritt: dem Sprechen. Das Sprechen ist sozusagen ein Synonym, das durch Schreiben oder dich ausdrücken ersetzt werden kann. Meine Erfahrung ist die, dass es hilfreich ist, nach dem 1. und dem 2. Schritt mit jemandem in Kontakt zu gehen und darüber zu sprechen. Jemand, der mir neutral oder aktiv zuhört. Es
kann auch hilfreich sein, dass was ich wahrgenommen oder gespürt habe, nochmal aufzuschreiben. Dieser Selbstausdruck kann auch durch Kreativität in Form von Musik, Kunst etc. geschehen. Sprechen ist ein Synonym für Selbstausdruck. Das ist der dritte Schritt, der es leichter macht, mit unangenehmen oder intensiven Gefühlen zurechtzukommen.

Für mich ist es immer wichtig zu betonen, dass alle Gefühle da sein dürfen. Nicht nur die schönen und fröhlichen Gefühle, sondern auch alle intensiven, unangenehmen Gefühle. Und doch haben wir häufig verlernt, die ganze Bandbreite an Gefühlen wahrzunehmen, zu spüren, darüber zu sprechen und sie auszudrücken. Dabei machen sie uns als Menschen ganz. Wenn wir mit allem in uns in Kontakt sein können, dann wird unser Leben sehr viel reicher und lebendiger sein.

Zusammenfassung

Die Schritte, besser mit unangenehmen Gefühlen zurecht zu kommen sind:

Wahrnehmen, Spüren und Sprechen.

Beim Wahrnehmen geht es darum, dass was in dir stattfindet als Phänomen wahrzunehmen, ohne es zu interpretieren. Denn diese Interpretation kommt häufig aus der Vergangenheit, hat aber mit dem, was gerade bei
dir ist, meist wenig zu tun.

Zum zweiten Punkt, dem Spüren, gehört das Innehalten, um nicht direkt vom Reiz in die Reaktion zu gehen, sondern erstmal zu spüren, was ist und die Situation neu zu bewerten.

Der dritte Schritt ist das Sprechen oder das Ausdrücken, von dem was du gespürt und wahrgenommen hast. Du kannst mit jemandem sprechen, der dir einfach zuhört. Du kannst etwas schreiben oder dich auf kreative Art und Weise ausdrücken.

Ich hoffe, dass du für dich ganz viel mitnehmen kannst und vielen Dank für dein Interesse!

Deine Andrea