Gewahrsein und Projektion

Wahrnehmen Spüren Sprechen

Gewahrsein und Präsenz als innere Haltung und wichtiges Handwerkszeug – Jederzeit !

Das Gewahrsein ist eine wertvolle Haltung und ein Handwerkszeug, um in der Gegenwart zu erfahren, zu erleben und zu erforschen, was gerade wirklich ist.

Indem ich präsent (gegenwärtig) bin, stelle ich Gewahrsein her.

Gewahrsein ist die Bereitschaft, sich darauf einzulassen, das was da ist, zu spüren. Das können Gefühle, Bedürfnisse und Zustände sein.

Um diese auszudrücken, braucht es Achtsamkeit, damit es keine Projektion* (siehe Erklärung unten) oder Interpretation wird. Denn genau dies kann zu Schuldzuweisungen und Schwierigkeiten in jeder Art von Beziehungen führen.

Gewahrsein ist die Basis und ein Halt, bzw. eine Haltung.

Wofür ist es gut, das Gewahrsein zu trainieren?

Ich gehe davon aus, dass das Wahrnehmen und das Akzeptieren dessen, was man wahrnimmt, die Grundlage für Veränderungsprozesse sein kann.

Oder um es mit Worten von Arnold R. Beisser zu sagen: „Veränderung geschieht, wenn jemand wird, was er ist, nicht wenn er versucht, etwas zu werden, das er nicht ist.“

Gewahrsein ist für mich zu einem Halt und zur inneren Haltung in der Arbeit mit meinen Klienten geworden.

Wahrnehmen, spüren und sprechen

Gewahrsein kann man trainieren, wie einen Muskel.

Besonders eignet sich fürs Üben eine Gemeinschaft von mindestens 2 Personen. Menschen mit dem gleichen Anliegen treffen sich und in einem geschützten Rahmen übt man:  wahrnehmen, spüren und sprechen.

Als ich mit der Ausbildung zur Gestalttherapeutin begann, war ich sehr erstaunt darüber, dass ein Großteil meiner Gefühle und Bedürfnisse überhaupt nicht in meinem Bewusstsein war.

Ich dachte zwar viel über Gefühle nach und hatte Bewertungen beim Denken, aber genau dies hielt mich vom tatsächlichen Fühlen ab. Ich verstrickte mich zu diesem Zeitpunkt oft in Interpretationen und Projektionen, die mit der Realität im Hier und Jetzt und mit meinem Gegenüber nichts oder nur wenig zu tun hatten.

Damit machte ich mir mein Leben und meine Beziehungen schwer. Ich fand mich in schwierigen Situationen wieder und wusste nicht, wie ich dort hingelangt war.

Zu diesem Zeitpunkt hätte ich wohl behauptet: „Ich fühle mich missverstanden.“

Wenn ich heute mit Gewahrsein hinschaue, dann waren meine Gefühle „Wut“ und „Traurigkeit“. Vermutlich wäre viel mehr  Verbindung im Zwischenmenschlichen entstanden, wenn ich meine Gefühle hätte ausdrücken können. Ich wäre wahrscheinlich auch mitfühlender im Kontakt mit mir selbst gewesen.

Die meisten Menschen sind es gewohnt ihre Gefühle aufgrund ihrer Gedanken und Bewertungen auszudrücken. Kommt Dir das auch bekannt vor?

Als Beispiele: (Quelle: Marshall B. Rosenberg)

„Ich habe das Gefühl, ……manipuliert mich.“
„Ich fühle mich, als wenn……..“.
„Ich habe das Gefühl, dass………“ .

Bei solchen Aussagen handelt es sich um Interpretationen.

Sie sagen jedoch nichts über das eigentliche Gefühl aus. Sie entstehen aufgrund von Gedanken und Bewertungen.

Leider ist es genau dies, was in Beziehungen oft zu Streit, Vorwürfen, Missverständnissen und schwierigen Situationen führt.

Wenn es also durch Gewahrsein möglich ist, mit dem, was ich wirklich fühle, in Kontakt zu kommen und wenn ich dies mit Achtsamkeit ausdrücken kann, erlebe ich womöglich mehr Verbindung mit mir und Anderen und weniger Streit und Mißverständnisse.

Projektion

Es handelt sich um eine Projektion* (lat. „hinwerfen“ und „vorwerfen“, umgangssprachlich: „(unbewusster) Vorwurf“), wenn ich etwas bei einem Anderen auf- oder abwerte, was ich selbst innehabe. Oder wenn ich etwas beim Anderen auf- oder abwerte, was ich selbst tue, dies jedoch nicht im Gewahrsein habe.

Ein weiteres Merkmal für eine Projektion ist es, wenn ich sehr aufgeregt bin über Aussagen oder Verhalten Anderer.

Für die Entdeckung einer Projektion braucht es Gewahrsein und Präsenz ohne Bewertung. Sehr tiefsitzende Projektionen benötigen ein wohlwollendes Gegenüber, damit sie entdeckt und angeschaut werden können.

„Eine Begegnung mit Anderen ist auch immer eine Begegnung mit dir selbst“

Forschungsfragen für dich:

Was lehnst Du bei Deinen Mitmenschen ab?

Wo verurteilst Du Deine Mitmenschen? Kannst Du etwas in Dir entdecken, was Du ähnlich tust?

Erlaubst Du Dir das, was Du bei anderen ablehnst, womöglich nicht?

Was fühlst Du jetzt gerade eben?

Was denkst Du jetzt gerade eben?

Was tust Du jetzt?

Ich freue mich sehr über Deinen Kommentar unter diesem Artikel. Mich interessiert Deine Erfahrung zu diesem Thema und was Du beim Erforschen der Fragen entdeckt hast.

Ich freue mich, mit Dir ins Gespräch zu kommen.

Herzlichst,

Andrea

2 Gedanken zu “Wahrnehmen Spüren Sprechen

  1. Super Sabine (Sabine Krink)

    Danke, dass du Gewahrsein hier so wundervoll erklärst und so behutsam da ran führst, wahrhaftig zu SPÜREN. Ich lese sehr gerne, was du schreibst und es macht mich wohlig warm und friedlich.

    Ich liebe deine Arbeit!

    Danke für dich und dein Wirken.

    Herzensgruß
    Super Sabine

    1. Andrea

      Liebe Sabine,
      vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, meinen Artikel zu lesen und hinzuspüren. So wie die Worte auf dich wirken und was du dabei denkst, fühlst und erlebst, das ist Gewahrsein im Jetzt und Hier. Genau das führt zu Eigenverantwortung und dazu, Veränderungen zu erleben. Gewahrsein kann man trainieren. Ich liebe dieses Training an mir selbst. Und ich liebe es, Menschen in diesem Training zu unterstützen.

      Danke dir von Herzen für deine wertschätzenden Worte zu mir und meiner Arbeit.

      Alles Liebe zu dir.
      Andrea

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